MRT-Kontrastmittel in der Radiologie: Nutzen und Nebenwirkungen

17. November 2021
Autor:innen
Autor:in
PD Dr. med.
Markus Zimmermann
Facharzt für Radiologie
Experte für Abdomen
Inhaltsverzeichnis

Was ist MRT-Kontrastmittel?

Kontrastmittel kann dafür verwendet werden, bestimmte Strukturen auf MRT-Bildern heller darzustellen. Dazu wird dem Patient das Mittel über eine Vene in den Blutkreislauf injiziert. MRT-Kontrastmittel beinhaltet Gadolinium. Dieses Element steht in enger Wechselwirkung mit Wasserstoffatomen in seiner Umgebung und führt dazu, dass sich die Magnetisierung dieser Wasserstoffatome schneller wieder erholen kann. Dadurch kann bei gleicher Messzeit ein höheres Signal in den Geweben gemessen werden, in denen MRT-Kontrastmittel zirkuliert. Nach Abschluss der Kernspintomographie wird das Mittel auf natürlichem Weg vom Körper über die Nieren ausgeschieden.

Was ist der Unterschied zwischen MRT-Kontrastmitteln und CT-Kontrastmitteln?

Bei einer Magnetresonanztomographie Untersuchung kann Kontrastmittel (spezielles MR-Kontrastmittel) dazu verwendet werden, gewisse Strukturen und Gewebe bei geringem Dichteunterschied besser darzustellen. Typischerweise benutzen wir sie beispielsweise dazu, Gefäße besser darzustellen oder um krankhafte Veränderungen oder Tumorerkrankungen besser von gesundem Gewebe unterscheiden zu können. In einer MRT ohne Kontrastmittel besteht beispielsweise zwischen einem Blutgefäß und der Umgebung kein guter Kontrast: sowohl das Gefäß als auch die Umgebung haben fast den gleichen Grauton. Nach der Anwendung von MRT-Kontrastmittel ist das Signal im Blut deutlich heller, so dass eine Unterscheidung zwischen dem Gefäß und der Umgebung deutlich leichter fällt. Dies ist beispielsweise wichtig, um Gefäßengstellen (beispielsweise durch Atherosklerose) detailliert zu beurteilen.

Geht es etwa um sehr spezielle Fragestellungen zu den Gefäßen oder um Störungen in der Blut-Hirn-Schranke kann man eine Kopf Magnetresonanztomographie mit Kontrastmittel durchführen. Die gleiche Untersuchung kann jedoch auch ohne durchgeführt werden, falls diesbezüglich kein spezifischer Verdacht besteht.
MRT Leber ohne Kontrastmittel
MRT Aufname des Magen-Darm-Trakts. Ohne Kontrastmittel sind die Gefäße in der Leber (helles Areal im linken Bildbereich) nicht gut differenzierbar
MRT Leber mit Kontrastmittel
MRT-Aufnahme mit Kontrastmittel: die Gefäße in der Leber (helles Areal im linken Bildbereich) sind gut differenzierbar

Weshalb wird bei einem Verdacht auf einen Tumor oft Kontrastmittel gegeben?

Bösartige Tumoren bilden aufgrund ihres Wachstums oft sehr viele Gefäße aus. Diese lassen sich mit MRT-Kontrastmittel besonders gut darstellen. So helfen sie dabei, die Art des Tumors besser einzuordnen und von anderen Geweben zu unterscheiden.

Wird Kontrastmittel bei einer Herzuntersuchung benötigt?

Für viele Patienten ist die Verwendung eines gadoliniumhaltigen MRT-Kontrastmittels ein wichtiger Bestandteil der MRT-Untersuchung des Herzens. Bestimmte Fragen lassen sich auf diese Weise mit höherer Sicherheit beantworten. Durchblutungsstörungen (Ischämie), Narbenbereiche (Vitalität) und entzündliche Veränderungen (Myokarditis) können so im MRT sichtbar gemacht werden.
Dies ist in der Regel sehr gut verträglich, lösen nur in seltenen Fällen (<0,2 %) allergische Reaktionen aus und sind vor allem nicht nierenschädigend. Im Zusammenhang mit so genannten „linearen“ MRT-Kontrastmitteln (die nicht bei kardialen MRT-Untersuchungen eingesetzt werden) sind in der Vergangenheit äußerst selten (0,01%) schwerwiegende Nebenwirkungen aufgetreten. Zum Beispiel die bereits zuvor genannte nephrogene systemische Fibrose (NSF), bei der es zu krankhaften Wucherungen des Bindegewebes der Haut, der Muskeln und in inneren Organen kommen kann. In den letzten Jahren ist jedoch durch den Einsatz von hochstabilen „makrozyklischen“ (d.h. chemisch zirkulären) gadolinium-haltigen MRT-Kontrastmitteln (bei angepasster Dosierung, insbesondere bei Patienten mit höhergradiger Niereninsuffizienz) die NSF weltweit nahezu verschwunden. Die Europäische Arzneimittelagentur hat hierzu Empfehlungen heraus gegeben, die sie hier lesen können.

Darüber hinaus ist die mögliche Ablagerung von Gadolinium in bestimmten Hirnarealen beschrieben. Frühere Studien haben gezeigt, dass eine minimale Menge an Gadolinium (<1 %) im Körper verbleiben kann. Eine Anreicherung im Gehirn sollte bei intakter chemischer Struktur und fehlender Erkrankung (d. h. intakter Blut-Hirn-Schranke) aufgrund der Größe der Gadoliniumchelate eigentlich ausgeschlossen sein. Bei Patienten mit gestörter Blut-Hirn-Schranke kommt es jedoch zu kleinen Gadoliniumanreicherungen in bestimmten Hirnarealen. Dies geschieht insbesondere wenn mehrere Untersuchungen mit Kontrastmitteln wiederholt und kurzfristig durchgeführt werden.

Zu Ihrer Sicherheit führen wir für jeden Patienten bereits bei der Anmeldung zur MRT-Untersuchung eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung durch. Wir verwenden nur ein „makrozyklisches“ Kontrastmittel und bestimmen die niedrigste erforderliche Dosis für die Fragestellung des jeweiligen Patienten. Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion oder Dialysepflichtigkeit wird in der Regel auf den Einsatz verzichtet. Wir sind heute in der Lage, viele Fragestellungen ohne Kontrastmittel zu untersuchen. Eine ausführliche ärztliche Aufklärung mit der Möglichkeit, Fragen zu stellen, ist vor jeder Untersuchung eine Selbstverständlichkeit.

Haben Kontrastmittel im MRT Nebenwirkungen?

Sehr selten: das Risiko für Nebenwirkungen von MRT-Kontrastmitteln ist gegenüber der von CT-Kontrastmitteln deutlich geringer. Das Risiko für sehr schwere Nebenwirkungen, wie die sog. nephrogene systemische Fibrose ist sehr gering. Weltweit sind lediglich einzelne Fälle bei Patienten mit sehr stark eingeschränkter Nierenfunktion und ausschließlich bei der Gabe von veralteten und instabilen Kontrastmitteln beschrieben. ARISTRA richtet sich nach den Leitlinien der deutschen Röntgengesellschaft und setzt auf moderne Mittel. In seltenen Fällen kann es zu einer allergischen Reaktion kommen. Aber auch hier gilt, dass MRT-Kontrastmittel gegenüber den in anderen bildgebenden Verfahren eingesetzten jodhaltigen Mitteln (wie zum Beispiel bei Röntgen und CT) deutlich besser verträglich sind.

Gibt es Alternativen zu der Kontrastmittelgabe bei der MR-Untersuchung?

Ja und Nein: Bestimmte Fragestellungen, bei denen man früher Kontrastmittel eingesetzt hat, lassen sich aufgrund neuer Techniken heutzutage gut ohne abklären. Es gibt jedoch weiterhin Fragestellungen, bei denen Kontrastmittel hilft, eine bessere Diagnose zu stellen. Wir berücksichtigen bei ARISTRA immer Ihren Wunsch und führen eine Untersuchung falls gewünscht auch ohne Kontrastmittel durch. Vor jeder Anwendung sprechen wir die Gabe des Mittels mit Ihnen durch und stimmen die Menge Gadolinium individuell auf Ihre Fragestellung ab.

Ist Gadolinium und gadoliniumhaltiges Kontrastmittel gefährlich?

Ja und Nein: Gadolinium als einzelnes Ion ist giftig. Die von uns verwendeten MRT-Kontrastmittel haben das Gadolinium Ion fest im Verbund mit anderen Atomen gebunden und können aus dem Körper ausgeschieden werden.

Was ist bei der Einnahme / Gabe von Kontrastmittel zu beachten?

Es kann zu allergischen Reaktionen nach der Anwendung der Mittel kommen. Deswegen sollten Sie 6 Stunden vor Ihrer Untersuchung keine fester Nahrung mehr zu sich nehmen und 3 Stunden vor der Untersuchung nichts mehr trinken. So können wir verhindern, dass – im Falle, dass Sie sich übergeben müssen – Erbrochenes in die Lunge gelangt.

Wie lange bleibt MRT-Kontrastmittel im Körper?

Bei gesunder Nierenfunktion werden die bei uns verwendeten Kontrastmittel innerhalb von Stunden wieder ausgeschieden. Im Regelfall ist es bereits am nächsten Tag nicht mehr nachweisbar.

Verdienen Radiologen am Kontrastmittel?

Nein, ARISTRA Radiologen reichen die Kosten für das Kontrastmittel 1:1 weiter. In der Vergangenheit haben einzelne Gesellschaften und Praxen der Radiologie teilweise illegalerweise an der Verabreichung profitiert. Bei ARISTRA werden die Kosten jedoch zum Einkaufspreis an den Patient weiter gereicht.