Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) – Ursachen, Diagnose und Behandlung

03. Mai 2023
Autor:innen
Autor:in
Dr. med.
Andreas Kasperczyk
Facharzt für Radiologie
Experte für den Bewegungsapparat und die Kiefergelenke
Inhaltsverzeichnis

Was ist CMD?

MRT Kiefer bei ARISTRA
Craniomandibuläre Dysfunktion – kurz CMD – bezeichnet eine Fehlfunktion des Kausystems, die häufig zu Schmerzen und Funktionsstörungen im Kiefergelenk und der Kaumuskulatur führt. Typische Symptome sind Schmerzen oder Geräusche im Kiefergelenk, Gesichts-, Kopf- oder Ohrenschmerzen, Schwindelgefühle und Zahnbeschwerden.

Vermutlich spielen bei der Entstehung Fehlstellungen zwischen Kiefer und Schädel, Stress oder nächtliches Zähneknirschen eine Rolle. Ein exaktes Bild der Kiefergelenkanatomie liefert die Kernspintomografie. Diese Untersuchung – auch als MRT (Magnetresonanztomografie) bekannt – ist wichtiger Baustein jeder Therapie. Hier schildern wir Symptome und Ursachen, erklären die bildgebende Diagnostik und zeigen mögliche Behandlungswege.

Welche Symptome hat CMD?

PD Dr. med. Johann-Martin Hempel
PD Dr. med. Johann-Martin Hempel

Facharzt für Radiologie
Experte für Neuroradiologie und Kopf-Hals-Radiologie
PD Dr. med. Johann-Martin Hempel ist Experte für Neuroradiologie und Kopf-Hals-Radiologie. Er hat lange Jahre an der Universitätsklinik der Eberhard Karls-Universität Tübingen praktiziert und dort habilitiert.
PD Dr. med. Johann-Martin Hempel ist Experte für Neuroradiologie und Kopf-Hals-Radiologie. Er hat lange Jahre an der Universitätsklinik in Tübingen praktiziert.
Prof. Dr. med. Philipp Bäumer, MSc
Prof. Dr. med. Philipp Bäumer, MSc

Facharzt für Radiologie und Neuroradiologie
Experte für Neuroradiolologie
Prof. Dr. med. Philipp Bäumer ist Facharzt für Radiologie mit der zusätzlichen Schwerpunktbezeichnung Neuroradiologie. Er hat in der Neuroradiologie der Universität Heidelberg habilitiert und dort über viele Jahre große Expertise in der Bildgebung peripherer Nerven erworben.
Prof. Dr. med. Philipp Bäumer ist Facharzt für Radiologie mit der Zusatzbezeichnung Neuroradiologie. Er ist Experte für die Bildgebung peripherer Nerven.
Dr. med. Kira Lutz
Dr. med. Kira Lutz

Fachärztin für Radiologie
Expertin für Neuroradiologie
Dr. med. Kira Lutz ist Fachärztin für Radiologie mit einem Schwerpunkt auf Neuroradiologie. Sie hat unter anderem an der Universitätsklinik Heidelberg und am Universitätsklinikum Freiburg geforscht.
Dr. med. Kira Lutz ist Fachärztin für Radiologie mit einem Schwerpunkt auf Neuroradiologie. Sie hat unter anderem an der Universitätsklinik Heidelberg geforscht.
Dr. med. Yvonne Böckenfeld
Dr. med. Yvonne Böckenfeld

Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde
Expertin für HNO
Dr. med. Yvonne Böckenfeld ist Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde in Karlsruhe.
Dr. med. Yvonne Böckenfeld ist Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde in Karlsruhe.
Prof. Dr. med. Lorenz Jäger
Prof. Dr. med. Lorenz Jäger

Fach­arzt für dia­gnostische Radiologie
Expert für onko­logische und HNO-Radiologie
Prof. Dr. med. Lorenz Jäger ist Experte für HNO-Radiologie, Neuroradiologie, muskuloskelettale Radiologie und onkologische Radiologie und hat seine Facharztausbildung an der LMU in München abgeschlossen. Seit 2018 hat er zwei Gastprofessuren inne.
Prof. Dr. med. Lorenz Jäger ist Experte für HNO-, Neuro-, muskuloskelettale und onkologische Radiologie. Seit 2018 hat er zwei Gastprofessuren inne.
PD Dr. med. Yasemin Tanyildizi
PD Dr. med. Yasemin Tanyildizi

Fachärztin für Radiologie
Expertin für Neuroradiologie
PD Dr. med. Yasemin Tanyildizi ist Fachärztin für Radiologie. Sie ist Expertin für Neuroradiologie und hat lange Jahre an der Universitätsmedizin Mainz geforscht und habilitiert. Sie hat außerdem zahlreiche Auslandsaufenthalte unter anderem in Australien und in der Türkei absolviert und ist Autorin wichtiger internationaler wissenschaftlicher Publikationen.
PD Dr. med. Yasemin Tanyildizi ist Fachärztin für Radiologie. Sie ist Expertin für Neuroradiologie und hat lange Jahre an der Universitätsmedizin Mainz geforscht.
Prof. Shinji Naganawa
Prof. Shinji Naganawa

Facharzt für Radiologie
Experte für Innenohrbildgebung
Prof. Shinji Naganawa ist Pionier der Innenohrbildgebung und beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit der Optimierung der MR-Protokolle zur Detektion von Innenohrpathologien. Klinisch aktiv ist er als Direktor der Abteilung für Radiologie am Uniklinikum Nagoya, Japan.
Prof. Shinji Naganawa ist Pionier der Innenohrbildgebung und beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit der Optimierung der MR-Protokolle von Innenohrpathologien.
Dr. med. Andreas Kasperczyk
Dr. med. Andreas Kasperczyk

Facharzt für Radiologie
Experte für den Bewegungsapparat und die Kiefergelenke
Dr. med. Andreas Kasperczyk ist Facharzt für Radiologie und Experte im Bereich Muskuloskelettale Radiologie, der Kiefergelenke (CMD) und der MR-Mammographie. Als Leiter einer eigenen Praxis konnte er jahrelange Erfahrung im Bereich Kiefergelenk-Diagnostik sammeln, die er jetzt für ARISTRA erfolgreich einsetzt.
Dr. med. Andreas Kasperczyk ist Facharzt für Radiologie und Experte im Bereich Muskuloskelettale Radiologie, der Kiefergelenke (CMD) und der MR-Mammografie.
Die Cranio-Mandibuläre Fehlfunktion äußert sich in verschiedenen Anzeichen, die oft im Bereich des Kiefers und der Kaumuskulatur auftreten und in Intensität und Häufigkeit stark variieren können. Typisch sind:
  • Schmerzen im Kiefergelenk
  • Gelenkgeräusche (Knacken oder Reiben)
  • Schwierigkeiten beim Kauen, Schlucken oder Sprechen
  • Kieferblockaden und eingeschränkte Mundöffnung
Symptome und Ursachen sind bei der Erkrankung selten eindeutig trennbar: Zähneknirschen (Bruxismus) wird als häufigste Ursache angeführt, gilt aber ebenso als typisches Symptom.

Welche Begleitsymptome können bei CMD auftreten?

Neben den typischen Anzeichen rund um Kiefer und Kaumuskulatur treten bei Patienten mit Craniomandibulärer Dysfunktion auch andere Beschwerden auf, sogenannte Begleitsymptome. Sie können nicht nur den gesamten Körper betreffen, sondern auch emotionalen Stress auslösen. Dazu zählen:
  • Zahn- und Zahnfleischerkrankungen
  • Migräne, Kopf- oder Gesichtsschmerz
  • Berührungsempfindlichkeit am Kopf
  • Tinnitus oder Ohrenschmerzen
  • Schwindelgefühle
  • Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich, manchmal auch im gesamten Bewegungsapparat
  • Bandscheibenprobleme
  • Beckenschiefstand
Häufig leiden CMD-Patienten unter vielen verschiedenen Beschwerden, die sie selbst kaum miteinander in Verbindung bringen. Die Zeit vor der Diagnosestellung wird häufig als psychisch belastend empfunden.

Wann zum Arzt mit einer CMD?

Es ist ratsam, bei anhaltenden oder zunehmenden Symptomen wie Schmerzen im Kiefer oder der Kaumuskulatur, Kopfschmerz oder Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich einen Arzt aufzusuchen. Vor allem, wenn diese Beschwerden Ihre Lebensqualität beeinträchtigen. Auch wenn Ihr Kiefer anders aussieht, sich anders anfühlt als sonst oder weitere Symptome oder Begleitsymptome auftreten, sollten Sie dies ärztlich abklären lassen. Der Arzt wird Ihnen Fragen zu Ihren Beschwerden stellen und eine gründliche Untersuchung des Kiefers und der Gelenke durchführen. Danach erfolgen in der Regel die Diagnose und eine entsprechende Therapieempfehlung.

Welche Ursachen führen zu einer Craniomandibulären Dysfunktion?

Die CMD kann verschiedene Ursachen haben: Es gibt z. B. Hinweise darauf, dass eine Kraniomandibuläre Dysfunktion mit verspannungsbedingten Schmerzen in anderen Körperregionen zusammenhängt. So können sich Schmerzen z. B. im Nackenbereich über Nerven-, Muskel- und Faszien-Verbindungen – sogenannte neuromyofaszile Verbindungen – bis in die Fußregion auswirken. Bruxismus – das (oft nächtliche) Zähneknirschen wird häufig ebenfalls als Auslöser angeführt. Auch Fehlhaltungen und mangelnde Bewegung begünstigen möglicherweise die Entstehung der Craniomandibulären Dysfunktion. Psychischer Stress aufgrund beruflich oder privat belastender Umstände kann die Beschwerden verstärken.

Fehlstellungen als Auslöser von CMD-Beschwerden

Fehlende Zähne oder Zahnfehlstellungen können ein Ungleichgewicht im Kiefergelenk verursachen und CMD-Symptome auslösen. Dies gilt ebenso für schlechtsitzenden Zahnersatz wie Brücken oder Kronen. Norm- und Formvarianten bei Gelenken – hier: des Kiefergelenks – beziehen sich auf Abweichungen von der typischen Gelenk-Anatomie. Oft liegen sie innerhalb eines normalen Bereichs und haben keine pathologische Bedeutung. Manchmal gehen die abweichenden Gelenkstellungen jedoch mit klinischen Beschwerden einher, insbesondere wenn sie zu einer Überbeanspruchung oder Instabilität führen. So können bestimmte Norm- und Formvarianten des Kiefergelenks zur Ausprägung einer Craniomandibulären Dysfunktion beitragen.

Wie wird CMD diagnostiziert?

Eine eindeutige Diagnose der Craniomandibulären Dysfunktion erfordert oft eine Funktionsanalyse beim Zahnarzt, da eine Fehlfunktion des Kiefergelenks nicht immer sichtbar oder spürbar ist. Hier werden folgende Methoden angewendet:
  • Klinische Funktionsanalyse: Durch Abtasten des Kieferbereichs stellt der Arzt das Ausmaß der Störung fest und grenzt die von Schmerzen betroffenen Areale ein. Untersucht wird außerdem die seitliche Bewegung der Gelenke und die Kaubewegung mit möglichen Auswirkungen auf die Gelenkkapseln.
  • Strukturanalyse: Einzelne Elemente des Kauapparates wie das Kiefergelenk, die Kapseln, Muskeln und Bänder werden auf ihr Verhalten in verschiedenen Belastungsrichtungen untersucht.
  • Instrumentelle Funktionsanalyse: Mit verschiedenen instrumentellen Verfahren werden Funktion und Zustand von Kiefergelenk und Kauapparat gemessen, abgebildet und analysiert. Dazu gehören z. B. die Elektromyografie (EMG), die elektronischen Kieferregistrierung (CMD-Check), die Kontaktpunktmessung (T-Scan), die Ultraschalluntersuchung des Kiefergelenks oder die Magnetresonanztomographie (MRT).

CMD in der MRT: Dynamische Funktionsdiagnostik

Die Kiefergelenks-MRT liefert dreidimensionale Bilder beider Gelenke eines Patienten. Das Verfahren ist strahlenfrei und nicht-invasiv. Bei ARISTRA wenden wir bei Verdacht auf Craniomandibuläre Dysfunktion ein dynamisches Bildgebungsprotokoll an: den Scan „MRT-Kiefergelenke“. Die Aufnahmen erfolgen nach genormten Standards, damit zu verschiedenen Untersuchungszeitpunkten aufgenommene Bilder exakt vergleichbar sind. Eine dynamische MRT der Gelenke des Kiefers zeigt krankhafte Veränderungen schon in einem frühen Stadium und ermöglicht so eine frühzeitige CMD-Behandlung.

Indikationen für eine funktionelle MRT

Die Magnetresonanztomographie des Kauapparates ergibt bei Verdacht auf eine Dysfunktion folgende wichtige Erkenntnisse für eine Diagnose:
  • Darstellung der Gelenkanatomie des Kiefers mit der Gelenkscheibe (Discus) bei geschlossenem und geöffnetem Mund und – falls bereits vorhanden – auch mit einer Aufbiss-Schiene
  • Abbildung symptomatischer Norm- und Formvarianten der Gelenke
  • Darstellung pathologischer Veränderungen von Gelenk und Discus
  • Ausmessung der Lage des Kieferköpfchens in der Pfanne und der Lage des Discus unter Behandlung
Diese Informationen geben wichtige Hinweise für beginnende Behandlungen und das Therapie-Monitoring. Sie tragen so grundlegend zum Behandlungserfolg bei.

Zu welchem Arzt geht man bei einer CMD?

Ihr erster Ansprechpartner bei Beschwerden im Kiefergelenkbereich ist der Zahnarzt. Bei Verdacht auf Craniomandibuläre Dysfunktion kann dieser eine Diagnose stellen oder an einen Kieferorthopäden bzw. spezialisierten Arzt für Kiefergelenkprobleme überweisen. Spezialisierte Radiologen tragen mit einer (funktionellen) MRT entscheidend zu einer präzisen Diagnose bei. Diese erfolgt idealerweise schon frühzeitig im Verdachtsfall, damit eine eventuell folgende Therapie zeitnah beginnen kann. Physio- oder Schmerztherapeuten werden zur Behandlung der Beschwerden bei einer Craniomandibulären Dysfunktion ebenfalls häufig hinzugezogen.

Wie wird eine Craniomandibuläre Dysfunktion behandelt?

Die Erkrankung ist gut behandelbar: Deutliche Verbesserungen sind häufig auch ohne operativen Eingriff möglich. Kernstück der zahnmedizinischen CMD-Therapie ist eine Okklusionsschiene, auch Aufbiss-Schiene genannt. Sie reguliert Fehlkontakte der Zähne, entkoppelt den Biss und entlastet die Gelenke. Häufig werden allein durch den Einsatz einer Schiene Schmerzen und Beschwerden reduziert. Der Biss ist außerdem durch Zahnaufbauten oder die Anpassung von Zahnersatz korrigierbar. Verspannungen rund um die Kiefergelenke werden mit manueller Therapie gelockert. Auf diese Weise können Schmerzen deutlich gelindert werden. Bei akuten Beschwerden helfen Schmerzmittel oder Entzündungshemmer.

Welche Übungen helfen bei einer Craniomandibulären Dysfunktion?

Es gibt einige Übungen aus der Physio- und Psychotherapie, die CMD-Symptome reduzieren und die Muskulatur kräftigen und entspannen:

  • Kieferdehnung: Öffnen Sie Ihren Mund so weit wie möglich und halten Sie diese Position für einige Sekunden. Wiederholen Sie dies mehrmals.
  • Gesichtsmassage: Massieren Sie sanft Ihre Wangen-, Kiefer- und Schläfenbereiche.
  • Hals- und Schultermuskulaturdehnung: Dehnen Sie die Muskeln im Hals- und Schulterbereich und halten Sie diese Positionen für einige Sekunden.
  • Entspannungsübungen: Progressive Muskelentspannung oder Yoga wirken entspannend und bauen Stress ab – Stress zählt zu den Hauptursachen von Craniomandibulärer Dysfunktion.

Gehen Sie die Übungen langsam an und fragen Sie bei Schmerzen oder Unwohlsein Ihren behandelnden Arzt oder Therapeuten um Rat.

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